In der heutigen Zeit gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, durch ein Verhütungsmittel eine Schwangerschaft zu verhindern. Man unterscheidet in der Regel zwischen chemischen, mechanischen, hormonellen und chirurgischen Verhütungsmitteln. Wie unterscheiden sich die Möglichkeiten der Verhütung und welche Produkte gibt es?¹
Inhaltsverzeichnis
- 1 Definition: Verhütungsmittel
- 2 Pearl-Index bei Verhütungsmitteln
- 3 Natürliche Verhütungsmittel & Methoden
- 4 Mechanische Verhütungsmittel & Methoden
- 5 Hormonelle Verhütungsmittel & Methoden
- 6 Chemische Verhütungsmittel & Methoden
- 7 Chirurgische Verhütungsmittel & Methoden
- 8 Verhütungsmittel & Methoden: Intrauterinpessare
- 9 Verhütungsmittel in der Geschichte
- 10 Quellennachweise:
Definition: Verhütungsmittel
Bei Verhütungsmitteln handelt es sich um empfängnisverhütende Mittel. Synonyme sind Empfängnisverhütungsmittel oder fachsprachlich Kontrazeptivum. Hierzu zählen alle Mittel, die eine Schwangerschaft verhindern. Die meisten Verhütungsmittel wurden für Frauen entwickelt.² ³
Pearl-Index bei Verhütungsmitteln
Der Pearl Index oder Pearl Rate ist eine gängige Technik, die in klinischen Studien und realen Umgebungen verwendet wird, um die Wirksamkeit oder Wirksamkeit von Verhütungsmitteln abzuschätzen.⁴
Klinische Studien werden häufig verwendet, um die Wirksamkeit einer Methode abzuschätzen – das heißt, wie gut sie funktioniert, wenn sie korrekt und konsequent angewendet wird und die Gebrauchsanweisung befolgt wird (perfekte Anwendung). Ein niedriger Pearl-Index bedeutet eine geringere Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Er bewegt sich zwischen 0,1 und 85. Umso höher er ist, umso schlechter wirkt das Verhütungsmittel.⁵
Natürliche Verhütungsmittel & Methoden
Bei natürlichen Verhütungsmitteln handelt es sich um Methoden, die eine Alternative zu hormonellen oder chemischen Verhütungsmitteln darstellen. Auch hier gibt es verschiedene Verhütungsmittel. Alle natürlichen Verhütungsmittel haben gemein, dass die Frau ermittelt, an welchen Tagen sie fruchtbar beziehungsweise unfruchtbar ist. In einem Zyklus gibt es nur ungefähr sechs Tage, an denen die Frau fruchtbar ist.
Um die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage zu ermitteln, muss die Frau regelmäßig die Zeichen ihres Körpers, die sich ständig verändern, beobachten. Über einen längeren Zeitraum von ein paar Monaten sollte die Frau ihre Körpertemperatur regelmäßig messen und auch die Beschaffenheit ihres Zervixschleims analysieren um ihre Fertilität zu messen. Der Geschlechtsverkehr ohne zusätzlichen Schutz durch zum Beispiel ein Kondom sollte nur an den unfruchtbaren Tagen stattfinden.⁶
Natürliche Verhütungsmittel: Billings-Methode
Hier wird beobachtet, wie der Schleimpropf beschaffen ist. der Schleimpropf liegt am Gebärmutterhals. ⁷
Pearl-Index: 9
Natürliche Verhütungsmittel: Knaus-Ogino
Diese Methode ist sehr zeitintensiv, da der Zyklus zunächst für ein Jahr beobachtet werden muss. Während dieser Zeit führt die Frau Protokoll über ihren Zyklus.⁷
Pearl-Index: 9
Mechanische Verhütungsmittel & Methoden
Mechanische Verhütungsmittel werden auch Barrieremethoden genannt. Eine Barriere verhindert dabei, dass das Sperma des Mannes seinen Weg in die Vagina der Frau findet. Die gängigste mechanische Verhütungsmethode stellt das Kondom dar. Ein weiteres bekanntes mechanisches Verhütungsmittel ist das Diaphragma, die von immer mehr Frauen getragen wird.⁷
Mechanische Verhütungsmittel: Diaphragma
Das Diaphragma ist ein Verhütungsmittel, das sich die Frau zusammen mit einem Verhütungsgel vor dem Geschlechtsverkehr einführt.⁷
Pearl-Index: 1-20
Hormonelle Verhütungsmittel & Methoden
Hormonelle Verhütungsmittel: Pille
Die Pille wird, wie der Name bereits verrät, als Tablette eingenommen. Sie enthält verschiedene Hormone mit unterschiedlichen Funktionen. So wird einmal das Reifen einer Eizelle im Eierstock und somit der Eisprung verhindert. Dann wird der Schleim, der sich im Gebärmutterhals befindet, verdickt. Dadurch wird das Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter verhindert. Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird so weit verringert, dass eine Einnistung einer Eizelle kaum möglich ist. Die Pille muss 21 Tage lang jeden Tag möglichst zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Nach einer Pause von sieben Tagen, kann die Pille wieder eingenommen werden.⁷
Pearl-Index: 0,10. Das Verhütungsmittel ist die sicherste Methode.
Hormonelle Verhütungsmittel: Mini-Pille
Die Mini-Pille funktioniert ähnlich wie die Pille. Der Unterschied zur Pille ist, dass sie kein Östrogen enthält. Sie muss sehr genau, also möglichst immer zur gleichen Uhrzeit genommen werden.⁷
Pearl-Index: 0,5 – 3. Das Verhütungsmittel schützt sehr gut vor einer Schwangerschaft.
Hormonelle Verhütungsmittel: Hormonspirale
Die Hormonspirale ist ein Verhütungsmittel, das ähnlich wie die Pille wirkt. Die in ihr enthaltenen Hormone haben die gleiche Wirkung wie die der Pille. Die Hormonspirale wird in die Gebärmutter eingesetzt und kann dort zwischen 3 bis 5 Jahren bleiben. Das Verhütungsmittel schützt sehr gut vor einer Schwangerschaft.⁷
Pearl-Index: 0,16
Hormonelle Verhütungsmittel: Vaginalring
Auch der Vaginalring ist ein Verhütungsmittel, der die gleiche Wirkung hat, wie die Pille. Der Ring wird ähnlich wie ein Tampon vaginal eingeführt. Der Ring kann 21 Tage getragen werden. Danach folgt wie bei der Pille eine siebentägige Pause. Das Verhütungsmittel schützt gut vor einer Schwangerschaft.⁷
Pearl-Index: 0,4 – 0,65
Hormonelle Verhütungsmittel: Verhütungspflaster
Das Verhütungspflaster verhindert den Eisprung und enthält vor allem die Hormone Ethinylestradiol (Östrogen) und Gestagen. Das Pflaster kann sieben Tage lang getragen werden. Dann kann ein neues Pflaster aufgetragen werden. Nach 21 Tagen erfolgt auch hier eine Pause von sieben Tagen.⁷
Pearl-Index: 0,72 – 0,9
Hormonelle Verhütungsmittel: Depotspritze
Dieses Verhütungsmittel wird auch 3-Monats-Spritze genannt, da alle drei Monate eine Spritze verabreicht wird. Diese hat einen hohen Gehalt des Hormons Gestagen, welches den Eisprung verhindert. Nach circa acht bis 12 Wochen muss die Spritze erneuert werden. Diese Verhütungsmittel ist ziemlich sicher.⁷
Pearl-Index: 0,3 – 0,88
Chemische Verhütungsmittel & Methoden
Chemische Verhütungsmittel können auf verschiedene Weise angewendet werden, sind aber nicht besonders sicher. Es gibt zum Beispiel Zäpfchen, Tabletten oder Gels und Cremes. Sie werden vor dem Geschlechtsverkehr verwendet und wirken nach etwa 10 Minuten. Die chemischen Verhütungsmittel wirken alle gleich. Durch die in ihnen enthaltenen Stoffe „Spermizide“, werden die Spermien des Mannes getötet beziehungsweise so gehemmt, dass sie sich nicht mehr gut fortbewegen können.⁷
Pearl-Index: 3 – 21
Chirurgische Verhütungsmittel & Methoden
Chirurgische Verhütungsmittel beschreiben einen Eingriff, der eine Schwangerschaft vermeidet. Die Sterilisation ist für Mann und Frau möglich. Die Sterilisation der Frau ist eine Operation zur dauerhaften Verhinderung einer Schwangerschaft. Die Eileiter werden blockiert oder versiegelt, um zu verhindern, dass die Eizellen die Spermien erreichen und befruchtet werden. Das Verhütungsmittel Sterilisation des Mannes wird auch Vasektomie genannt und ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Röhren, die das Sperma eines Mannes transportieren, durchtrennt oder verschlossen werden, um eine Schwangerschaft dauerhaft zu verhindern. Sterilisationen sind sehr sichere Verhütungsmittel.⁹ ¹⁰
Sterilisation des Mannes: Pearl-Index: 0,1
Verhütungsmittel & Methoden: Intrauterinpessare
Intrauterinpessare beschreiben die Kupferspirale. Die Kupferspirale gibt stetig in sehr geringen Mengen Kupfer ab. Gelangen Samenzellen in die Vagina, hemmt das Kupfer die Samenzellen, sodass sie kaum noch beweglich sind und den Eileiter nicht erreichen. Auf diese Weise verhindert das Verhütungsmittel die Befruchtung der Eizelle. Die Kupferspirale kann bis zu 5 Jahre lang getragen werden.⁷
Pear-Index: 0,3 – 0,8
Verhütungsmittel in der Geschichte
Lange bevor europäische Siedler ankamen, verwendeten indigene Amerikaner verschiedene Kräuter zur Empfängnisverhütung, darunter: Traubensilberkerze, Disteln oder Steinsaat. Einige Aufzeichnungen deuten auch darauf hin, dass viele indigene Nationen erweitertes Stillen praktizierten, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu verringern. Viele indigene Amerikanerinnen waren sich ihrer eigenen Fruchtbarkeitszyklen auch ausreichend bewusst, dass sie oft anhand des Scheidenausflusses erkennen konnten, wann sie am ehesten und am wenigsten schwanger werden würden. Pflanzliche Verhütungsmittel und andere Arten der Empfängnisverhütung wurden in Europa weitgehend verboten. Daher beschränkte sich das europäische Verhütungswissen in vielen Fällen auf die Verwendung von Zaubern und Amuletten, zusammen mit Praktiken wie äußerer Anwendung und Bündelung.
Für frühe Siedler boten Verhütungsmittel nicht nur den Vorteil, die Familiengröße zu kontrollieren – obwohl dies ein absolut wichtiges Anliegen war, da eine große Familie leicht begrenzte Ressourcen belasten und zu Armut führen konnte.
Jährlich schwanger zu werden, war ziemlich üblich, und die Erschöpfung von aufeinanderfolgenden Schwangerschaften hatte für viele ernsthafte gesundheitliche Komplikationen. Darüber hinaus war der Tod der Mutter eine so akzeptierte Folge der Geburt, dass viele Menschen große Angst davor hatten, schwanger zu werden. Versklavte Menschen brachten auch eine Fülle von Kräuterkenntnissen nach Amerika, einschließlich Heilmitteln zur Verhinderung und Beendigung einer Schwangerschaft. Schließlich wurde die afrikanische Kräuterkunde mit dem Wissen der indigenen Völker kombiniert, um einen umfassenderen Ansatz zur Geburtenkontrolle zu schaffen.
Einige heute verwendete Verhütungsmittel, wie Kondome und Diaphragmen, wurden vor 1900 entwickelt und weit verbreitet (wenn auch etwas heimlich) verwendet. Latexkondome wurden jedoch erst in den 1920er Jahren eingeführt. Margaret Sanger, die 1916 die erste amerikanische Klinik für Geburtenkontrolle gründete, trieb die Forschung voran, die zur Entwicklung der Pille führte, einem der beliebtesten modernen Verhütungsmittel. Das für die Pillen benötigte Gestagen stammte jedoch aus einer anderen Quelle. In den 1940er Jahren erkannte der Chemieprofessor Russell Marker, dass mexikanische Frauen die wilde Yamswurzel cabeza de negro seit Generationen zur Verhütung einer Schwangerschaft verwendeten. Die Extraktion von pflanzlichem Progesteron aus Yamswurzeln ermöglichte es Marker, die synthetische Version Progestin herzustellen, die die Herstellung der Pille ermöglichte. Der Erfolg oraler Kontrazeptiva führte schließlich zur Entwicklung anderer moderner hormoneller Verhütungsmethoden.¹⁰
Quellennachweise:
¹ Karin Wunder, Dr. med. M. Waitz: Verhütungsmittel: Welche Mittel zur Verhütung gibt es?. Online verfügbar unter: https://www.gesundmed.de/behandlung/verhuetung/, zuletzt geprüft am 04.05.2022
² dwds.de: Verhütungsmittel. Online verfügbar unter: https://www.dwds.de/wb/Verh%C3%BCtungsmittel, zuletzt geprüft am 04.05.2022
³ drugs.com: Birth control failure rates – the Pearl Index explained. Online verfügbar unter: https://www.drugs.com/medical-answers/birth-control-failure-rates-pearl-index-explained-3554953/, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁴ profamilia.de: Pearl Index. Online verfügbar unter: https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁵ apotheken-umscahu.de: Natürliche Verhütungsmethoden. Online verfügbar unter: https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/sex/natuerliche-verhuetungsmethoden-707757.html, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁶ mylife.de: NATÜRLICHE VERHÜTUNG: WELCHE METHODEN GIBT ES?. Online verfügbar unter: https://www.mylife.de/verhuetung/natuerliche-verhuetung/, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁷ Dr. Reiner Storz: VERHÜTUNGSMETHODEN. Online verfügbar unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/verhuetungsmethoden/, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁸ gesundheit.gv.at: Sterilisation der Frau. Online verfügbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/leben/sexualitaet/verhuetung/verhuetungsmittel/operative-verhuetung/sterilisation-frau, zuletzt geprüft am 04.05.2022
⁹ nhs.uk: Female sterilisation. Online verfügbar unter: https://www.nhs.uk/conditions/contraception/female-sterilisation/, zuletzt geprüft am 04.05.2022
¹⁰ Crystal Raypole: From Acacia to IUDs: The History of Birth Control in the United States. Online verfügbar unter: https://www.healthline.com/health/birth-control/history-of-birth-control#early-history, zuletzt geprüft am 04.05.2022