Hymen

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In der modernen Gesundheitsaufklärung bleibt der Hymen ein oft missverstandenes und mythologisiertes Thema. Obwohl es lediglich eine dünne Membran am Eingang der Vagina ist, wird es häufig fälschlicherweise als Indikator für Jungfräulichkeit betrachtet. Diese Vorstellung ist jedoch ein soziales Konstrukt, das tief in kulturellen und historischen Mythen verwurzelt ist. In diesem Beitrag werden wir das Jungfernhäutchen genauer definieren, ihre tatsächlichen Funktionen beleuchten und einige der weitverbreiteten Mythen entkräften, um ein klares und wissenschaftlich fundiertes Verständnis dieses Teils der weiblichen Anatomie zu fördern.

Definition: Hymen

Der Hymen (auch: das Hymen) ist eine dünne und elastische Membran im Eingang der Vagina. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bezieht sich auf den Hochzeitsgott „Hymenaios“. Der Hymen ist ein der Teil der vulvären Struktur und besteht aus einem mucosalen Gewebe (Schleimhaut), das teilweise den Eingang zur Vagina bedeckt, aber nicht verschließt, da Vaginalsekret und Menstruationsblut herausfließen können. Man kann daran nicht erkennen, ob ein Mädchen bereits Geschlechtsverkehr hatte und er variiert stark in Form und Größe von Person zu Person. Die vaginale Schleimhautfalte wird auch als „Jungfernhäutchen“ bezeichnet, jedoch wird dies als zunehmend veraltet und irreführend betrachtet.

Welche Funktionen hat er?

Die weibliche Jungfräulichkeit galt früher und teilweise immer noch für Menschen als Beleg für die Unberührtheit der Frau. Es gibt heutzutage sogar Operationen namens Hymen-Rekonstruktion, wobei vaginale Haut zusammengenäht wird, um dann beim Geschlechtsverkehr wieder „aufzureißen“. Der Hymen erfüllt jedoch im weiblichen Körper keine besonderen Aufgaben. Manche Wissenschaftler vermuten, dass er die Scheide vor Infektionen schützen soll, dazu gibt es jedoch keine eindeutigen Belege. Die Schleimhautfalte ist ein Überbleibsel aus der Embryonalzeit und verschließt anfangs den Vaginaleingang komplett, öffnet sich dann meistens vor der Geburt des Mädchens. Beim Einsetzen der Pubertät entwickelt sich diese Schleimhautfalte zu einem weichen Saum und hat im Erwachsenenalter dann keine belegbaren Funktionen mehr.

Jungfernhäutchen

Der Ausdruck „Jungfernhäutchen“ suggeriert, dass es sich um eine Art Siegel handelt, das bis zur ersten sexuellen Erfahrung intakt bleibt und dessen Vorhandensein Jungfräulichkeit beweist. Diese Vorstellung ist jedoch medizinisch inkorrekt und perpetuiert viele Mythen über den weiblichen Körper und Sexualität, die immer noch in Filmen, Serien, Bräuchen und leider auch in Schulbüchern weitverbreitet sind.

Die Verwendung des neutraleren und wissenschaftlich korrekteren Begriffs „Hymen“ hilft, die medizinische Sicht von den kulturellen und sozialen Konnotationen zu separieren, die mit dem Konzept der Jungfräulichkeit verbunden sind. Es fördert ein gesünderes, aufgeklärtes Verständnis der weiblichen Anatomie und reduziert die Stigmatisierung, die mit dem Zustand des Hymens verbunden sein kann.

Wie reißt er?

Der Hymen kann in unterschiedlichen Situationen gedehnt oder in manchen Fällen leicht eingerissen werden, wie durch Sexspielzeuge, Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung. Tampons sind jedoch zu klein, um ihn einzureißen und auch beim Sport ist es nicht möglich. Auch kann das „Jungfernhäutchen“ bei der natürlichen Geburt einreißen, wie schnell er verletzt werden kann, hängt jedoch von Form und Größe ab. Bei manchen Frauen bildet sich die vaginale Schleimhautfalte so, dass nur eine kleine Öffnung bleibt, diese haben meist Probleme, einen Tampon zu benutzen. Außerdem ist die Blutung beim ersten Geschlechtsverkehr ein Phänomen, das nur bei Verletzungen der Vagina oder Vulva durch Verkrampfungen auftritt und auch nicht immer schmerzhaft sein muss.

Mythen

Es gibt einige Mythen rund um das Thema Hymen, die oft zu falschen Annahmen führen. Hier sind einige der verbreitetsten Mythen und die wissenschaftlichen Erklärungen, die sie widerlegen.

  1. Der Hymen ist ein Zeichen für Jungfräulichkeit.

Falsch! Der Hymen kann durch verschiedene Aktivitäten, die nichts mit sexuellem Kontakt zu tun haben, gedehnt oder leicht eingerissen werden, insbesondere Selbstbefriedigung oder medizinische Untersuchungen. Der Zustand des Hymens ist daher kein verlässlicher Indikator für Jungfräulichkeit.

  1. Der Hymen wird beim ersten Mal unter Blutungen und Schmerzen komplett zerrissen.

Falsch! Der Hymen ist in allen Entwicklungsphasen mehr oder weniger dehnbar, man kann es sich wie einen Kranz vorstellen und kann nicht komplett zerrissen werden. Viele Frauen und Mädchen erleben beim ersten Mal weder Schmerzen noch Blutungen.

  1. Der Hymen kann durch Sport, Tampons oder Selbstbefriedigung reißen.

Falsch! Es gibt keinerlei Nachweise, dass diese Behauptungen wahr sind. Der Hymen ist kein starres Gewebe, sondern sehr dehnbar. Oft trauen sich junge Mädchen nicht, aus Angst vor Schmerzen oder Unkenntnis der Anatomie, ein Tampon einzuführen und verkrampfen. Beim Einsatz von Tampons oder bei sportlichen Aktivitäten wie Reiten kann die vaginale Schleimhautfalte gedehnt werden, aber das führt nicht zwangsläufig zu Rissen oder dauerhaften Veränderungen.

  1. Das Jungfernhäutchen verschließt die Scheide.

Falsch! Die vaginale Schleimhautfalte hat eine natürliche Öffnung, durch die Scheidenausfluss und Menstruationsblut abfließen können. Etwa eines von 2.000 Mädchen ist von einer „Hymenalatresie“ betroffen, bei der der Hymen den Scheideneingang komplett verschließt. Das wird erst bemerkt, wenn die Periode einsetzt und das Menstruationsblut nicht abfließen und bei großen Mengen sich zurück bis in die Gebärmutter oder sogar in die Eileiter anstauen kann. Dieses Problem ist jedoch durch einen mikrochirurgischen Eingriff leicht zu beheben.