
Ob im Reitsport, in der Hundeausbildung oder im BDSM, die Gerte ist ein Werkzeug mit vielen Facetten. Auch wenn sie auf den ersten Blick simpel erscheint, basiert ihre Funktion und Anwendung auf einer interessanten Mischung aus Tradition, Technik und Symbolik. In diesem Artikel nehmen wir die Reitgerte genauer unter die Lupe, erklären den Begriff, ihre Einsatzgebiete und gehen auf Unterschiede, Materialien und verantwortungsvollen Umgang ein.
Was ist eine Gerte?
Der Begriff „Gerte“ bezeichnet traditionell einen schmalen, elastischen Stab oder Stock, der vor allem zur Lenkung und Impulsgebung bei Tieren verwendet wird – insbesondere beim Reiten. Laut Definition handelt es sich bei einer Gerte um ein flexibles Schlaginstrument, meist aus Kunststoff, Fiberglas, Rattan oder Holz, das mit einem Griff und einem kleinen Schlagstück (oft eine Lasche oder ein Klatscher) am Ende versehen ist.
Der Ursprung des Wortes liegt im althochdeutschen gerita, was sinngemäß mit „Rute“ oder „Zweig“ übersetzt werden kann. Im ursprünglichen Sinn war eine Gerte also ein dünner Zweig – leicht, biegsam und dennoch robust. Diese Eigenschaften prägen das Werkzeug bis heute.
Die Gerte im Reitsport
Am bekanntesten und am weitesten verbreitet ist die Reitgerte wohl im Pferdesport. Hier dient sie als verlängerter Arm des Reiters und hilft, dem Pferd subtile Impulse zu geben. Sie ersetzt keineswegs rohe Gewalt, sondern wird eingesetzt, um gezielte Signale zu geben, die das Pferd verstehen kann: zum Beispiel zur Unterstützung des Schenkeldrucks beim Longieren oder zur Korrektur des Pferdes, wenn es nicht auf die üblichen Hilfen reagiert.
Es gibt im Reitsport unterschiedliche Arten von Gerten, zum Beispiel:
- Springgerte: Kürzer und stabiler, meist 50–70 cm lang, mit breiter Klatsche zum Antreiben beim Springreiten.
- Dressurgerte: Länger (bis zu 110 cm), dünner, mit feiner Spitze oder Lasche, ideal für präzise Signale bei der Dressurarbeit.
- Longiergerte: Sehr lang (bis 200 cm), dient dazu, das Pferd beim Longieren aus der Distanz zu lenken.
Beim sachgerechten Einsatz einer Reitgerte steht Feinmotorik im Vordergrund – sie soll Impulse geben, nicht Schmerzen verursachen. In der Ausbildung wird daher großer Wert auf den verantwortungsvollen Umgang gelegt.
Gerte im Hundetraining und der Tierkommunikation
Weniger bekannt, aber ebenfalls vorhanden ist der Einsatz von Gerten im Hundetraining – meist in Form sogenannter Target-Sticks. Diese dienen nicht der Korrektur, sondern der gezielten Führung, zum Beispiel beim Tricktraining oder Agility. Auch in der Ausbildung von Nutztieren wie Rindern oder Schweinen können lange, flexible Gerten helfen, Tiere zu lenken, ohne sie zu bedrängen.
Materialien, Formen und Unterschiede
Gerten gibt es in vielen Varianten, abhängig vom Verwendungszweck. Hier ein Überblick über die gängigsten Materialien:
- Rattan: Traditionelles Naturmaterial, leicht und elastisch, vor allem im BDSM oder bei klassischen Reitgerten beliebt.
- Fiberglas/Carbon: Moderne, sehr stabile Materialien, oft mit Kunststoff ummantelt, besonders langlebig und gleichmäßig flexibel.
- Kunststoff: Preisgünstige Variante, häufig im Einsteigerbereich oder bei Trainingsgeräten.
- Holz: Seltener, eher bei traditionellen Varianten oder dekorativen Modellen.
Auch die Griffform (gerade, ergonomisch, mit Handschlaufe) und das Schlagstück (Lederlasche, Faden, Klatsche) variieren je nach Einsatzgebiet.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Gerte
Egal ob im Stall, auf dem Hundeplatz oder im privaten Kontext: Der Umgang mit der Gerte erfordert immer Verantwortung und Respekt. Sie sollte niemals aus Wut, Frust oder Überlegenheit eingesetzt werden, sondern stets mit klarem Ziel, präziser Technik und Rücksicht auf das Gegenüber – sei es Tier oder Mensch.
In der Ausbildung von Reitern, Hundetrainern oder BDSM-Praktizierenden steht daher stets Aufklärung und Praxiswissen im Vordergrund. Wer die Gerte korrekt und einfühlsam einsetzt, erkennt schnell, dass sie kein Bestrafungsinstrument, sondern ein Mittel der feinen Kommunikation ist.
Fazit
Die Gerte ist weit mehr als nur ein Schlaginstrument – sie ist ein vielseitiges Werkzeug mit langer Geschichte und großer symbolischer wie praktischer Bedeutung. Ob beim Reiten, in der Tierausbildung oder im erotischen Spiel: Ihre Wirksamkeit liegt nicht in der Härte, sondern in der Präzision. Ihr richtiger Einsatz verlangt Wissen, Einfühlungsvermögen und Verantwortung.
Ein bewusster Umgang mit der Gerte zeigt, dass selbst ein kleines, schlichtes Werkzeug große Wirkung entfalten kann – sowohl physisch als auch symbolisch. Wer sie versteht, kann sie gezielt und respektvoll nutzen.