Obwohl die Ejakulation des Mannes grundsätzlich etwas außerordentlich Sinnliches ist, geht es in diesem Artikel eher um die sachliche Betrachtungsweise des Samenergusses. Was es damit wirklich auf sich hat, welche Mythen sich dahinter verbergen sowie viele weitere Fragen werden im Folgenden beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
Definition Ejakulation
Unter Ejakulation versteht man im Allgemeinen den Flüssigkeitserguss beim Mann während seines Höhepunkts beim Geschlechtsakt. Der Begriff Ejakulation entstammt dem Lateinischen (ejaculari) und bedeutet übersetzt so viel wie „auswerfen“. Egal, ob beim Masturbieren oder beim Sex mit einem Partner – die Ejakulation ist in der Regel ein Signal dafür, dass die körperliche Aktivität beim Geschlechtsverkehr „einen Abschluss“ gefunden und „Mann“ den Höhepunkt erreicht hat. Tatsächlich bringt man den Begriff „Ejakulation“ zumeist mit dem Samenerguss des Mannes in Verbindung. Aber auch beim weiblichen Geschlecht gibt es so etwas wie eine Ejakulation als Element der Sexualität. Die weibliche Ejakulation wird im Volksmund als Squirten bezeichnet. Nach wie vor scheiden sich die Geister, wenn es um die wissenschaftliche Darlegung der weiblichen Ejakulation geht. Es existieren zwar zahlreiche geschichtliche Dokumente und sogar uralte medizinische Überlieferungen. Aber nichtsdestotrotz ist man sich in diesem Zusammenhang noch immer weitgehend uneins. Die weibliche Sexualität und ihre geheimnisumwobene G-Zone sind offenbar unergründlich.
Die Ejakulation wird von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeit betrachtet und nicht weiter hinterfragt. Erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch oder wenn es Orgasmus- bzw. Potenzschwierigkeiten gibt, wird die Thematik intensiver in Augenschein genommen.¹
Die Ejakulation beim Mann
Wenn der Mann beim Geschlechtsakt seinen Höhepunkt erreicht, stößt er im Durchschnitt etwa zwei bis sechs Milliliter Ejakulat bzw. Samenflüssigkeit aus der Harnröhre aus. Mit Blick auf die Evolution bzw. vor dem Hintergrund der menschlichen Fortpflanzung stellt das Ejakulat, das zwischen 20 und 60 Millionen Spermien bzw. Samenzellen enthält, eine Art Transportmittel zur Eizelle der Frau dar. Die reifen Spermien werden sowohl in den Samenleitern des Mannes, als auch in dessen Nebenhoden deponiert. Sie sind nicht in der Lage, sich eigenständig von A nach B zu bewegen, sondern sie werden ausschließlich durch die Kontraktion der Samenleiter während des Orgasmus‘ zur Prostata geleitet.
Beim Höhepunkt kontrahiert nicht nur die Prostata, sondern auch die Samenleiter, sodass die Samenflüssigkeit in die Harnröhre und von dort aus durch den Penis nach draußen.¹
Hinweis:
Sofern über einen längeren Zeitraum keine Ejakulation erfolgt – aus welchen Gründen auch immer, baut der Körper die Spermien mit Hilfe spezieller Immunzellen wieder ab. Möglich ist auch, dass der Mann im Schlaf ejakuliert und die reifen Spermien auf diese Weise nach außen hin abtransportiert werden.²
Vorzeitiger Samenerguss
Ein vorzeitiger Samenerguss ist ein Problem vieler Männer. Dennoch wird das Thema nach wie vor tabuisiert. Oft sind psychische Probleme ein Auslöser. Stress, Druck und mentale Belastungen im beruflichen oder privaten Alltag und daraus resultierende Ejakulationsschwierigkeiten treten bei etwa 20 Prozent aller Vertreter des männlichen Geschlechts auf. Auch der Partner bzw. die Partnerin kann eine Ursache für einen vorzeitigen Samenerguss sein.
Bei einem vorzeitigen Samenerguss (Ejaculatio praecox) handelt es sich um eine sexuelle Funktionsstörung, die dazu führen kann, dass der Mann beim Geschlechtsverkehr sehr schnell ejakuliert. Und zwar, ohne dass ein für ihn und seine Sexpartnerin befriedigender Akt vorausgegangen wäre. Im Volksmund bezeichnet man den frühzeitigen Samenerguss als „zu früh kommen“. Wenn der Mann zu häufig vorzeitig ejakuliert, weil eine Kontrolle des Samenergusses nicht möglich ist, kann dies zu einer Belastung innerhalb einer Beziehung führen. Oftmals hilft es, einen Urologen zu Rate zu ziehen.³
Was ist eine verspätete Ejakulation?
Die verspätete Ejakulation (Ejaculatio retarda) ist eine sexuelle Funktionsstörung beim Mann, die vorwiegend psychische Ursachen hat. Aber auch ein hormonelles Ungleichgewicht, bedingt durch einen Testosteronmangel, kommt diesbezüglich in Frage. Ebenso wie übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum. Obwohl der Samenerguss während des Geschlechtsaktes stark verzögert erfolgt, ist die Erektion zumeist nicht von dieser Funktionsstörung beeinträchtigt. Die verspätete Ejakulation unterscheidet sich vom vollumfänglichen Ausbleiben des Samenergusses (Impotentia ejaculandi) und wird in Fachkreisen Anejakulation genannt. Manche Betroffene berichten davon, dass sie trotz eines erlebten Orgasmus‘ keinen Samenerguss hatten. Je älter ein Mann wird, desto größer ist das Risiko der verspäteten Ejakulation bzw. von Potenzproblemen im Allgemeinen.
Hinweis:
Psychische Einflüsse können die Ursache einer Ejaculatio retarda sein. Zugleich können sich häufig auftretende verspätete Ejakulationen negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken.⁴
Kann man die Ejakulation verzögern?
Männer, die unter einer sexuellen Funktionsstörung leiden und häufig einen vorzeitigen Samenerguss haben, sind nicht in der Lage, ihre Ejakulation während des Aktes eigenständig zu kontrollieren bzw. zu steuern. Es gibt aber Möglichkeiten, den Samenerguss hinauszuzögern. Viele Herrschaften greifen dafür auf spezielle Medikamente zurück, andere setzen auf die so genannte Start- und Stopp-Strategie. Auch die Kombination mehrerer Techniken kann sehr hilfreich sein. Die bekanntesten Methoden sind:
- Wenn der Mann vor dem Geschlechtsverkehr masturbiert und dabei zum Höhepunkt kommt, ist die Gefahr des vorzeitigen Orgasmus‘ deutlich geringer.
- Je häufiger der Mann Sex hat, desto gelassener wird er den Akt wahrnehmen. Dadurch reduziert sich der mentale Druck – und in der Konsequenz das Risiko des vorzeitigen Samenergusses.
- Manchmal empfiehlt es sich, nicht nur ein Kondom, sondern zwei zu benutzen. Durch die dickere Gummischicht reduziert sich die Sensibilität des Penis‘ erheblich. Die Start-Stopp-Strategie ist der Klassiker, wenn es darum geht, einen vorzeitigen Samenerguss zu verhindern. Sie kann sowohl allein, als auch im Rahmen des Liebesspiels angewendet werden. Das Glied des Mannes wird so lange stimuliert, bis der Orgasmus kurz bevor steht. Im selben Moment wird die Stimulation für etwa eine halbe Minute unterbrochen. Das Prozedere wird etwa zwei bis drei Mal wiederholt – und erst dann kann „Mann“ es geschehen lassen.
- Wer unmittelbar vor dem „drohenden“ Samenerguss bewusst tief durchatmet, kann ebenfalls den Orgasmus hinauszögern.³
Ejakulation bei der Frau
Fast jede Frau gibt bei sexueller Erregung ein wenig Flüssigkeit ab. Diese stammt aus vaginalen Drüsen im Bereich der Harnröhre und in der Vulva. Die Menge an Flüssigkeit beim weiblichen Orgasmus kann zwischen einem und 50 Millilitern betragen. Je nach Art und Intensität der vorangegangenen Stimulation während des Geschlechtsaktes erfolgt die Ejakulation bei Frauen mitunter sogar schwallartig – und das manchmal auch in größeren Mengen. Allerdings handelt es sich hierbei um ein eher selten auftretendes Phänomen.
Unter bestimmten Voraussetzungen ist es denkbar, dass die Frau – je nach Dauer und Intensität der zuvor erfolgten vaginalen Stimulation während des Höhepunktes ein paar Tropfen Urin absondert. Meist handelt es sich dabei jedoch nur um wenige Tropfen. Wenngleich in dem Zusammenhang auf den ersten Blick der Eindruck entstehen mag, es sei weibliches Ejakulat, so ist eine derartige Behauptung nicht korrekt. Falls Urin während eines Orgasmus‘ abgesondert wird, liegt es ausschließlich daran, dass die Blase zuvor nicht entleert wurde, sodass die Harnflüssigkeit tröpfchenartig durch den Druck beim Höhepunkt austritt.⁵
Ejakulation und Orgasmus: Zusammenhang
In der Regel deutet eine Ejakulation darauf hin, dass der Geschlechtsakt aufgrund einer heftigen psychisch-sexuellen Erregung beendet ist. Der Orgasmus ist eingetreten. Die Erfahrung macht deutlich, dass der gefühlsmäßige Höhepunkt einer Ejakulation stets vorausgeht. So gibt es Männer, die einen Orgasmus durchaus auch ohne eine Ejakulation erleben können. In den meisten Fällen verlaufen Samenerguss und Höhepunkt jedoch parallel zueinander ab. Nichtsdestotrotz treten sie auch einzeln ein oder machen sich mit einer geringen zeitlichen Verzögerung bemerkbar. In einer solchen Situation erfolgt während des Orgasmus‘ demnach kein Samenerguss.⁶
Quellennachweise
¹Mag. Julia Wild (2014): Was passiert beim Orgasmus? Online Verfügbar unter: https://www.gesund.at/beziehung/orgasmus-schnell-erklaert/, zuletzt geprüft am 09.03.2022.
²Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, familienplanung.de (o.J.):
Fortpflanzungsvorgänge beim Mann. Online Verfügbar unter: https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/fortpflanzung-und-geschlechtsorgane/fortpflanzungsvorgaenge-beim-mann/, zuletzt geprüft am 09.03.2022.
³Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2019): Vorzeitiger Samenerguss. Online Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/was-kann-ich-selbst-tun.html, zuletzt geprüft am 09.03.2022.
⁴Wikipedia. Die freie Enzyklopädie (letzter Bearbeitungsstand 21. Februar 2021, 21:14 Uhr): Ejaculatio retarda. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Ejaculatio_retarda#:~:text=Unter%20Ejaculatio%20retarda%20(lat.),Anejakulation%20(Impotentia%20ejaculandi)%20bezeichnet, zuletzt geprüft am 17.03.2022.
⁵Eva Rudolf-Müller (2017): Weibliche Ejakulation. Online Verfügbar unter: https://www.netdoktor.de/anatomie/weibliche-ejakulation/, zuletzt geprüft am 09.03.2022.
⁶Focus Online (o.J.): Gehört zum männlichen Orgasmus immer eine Ejakulation? Online Verfügbar unter: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/sexualitaet/erotik/die-wahrheit-ueber-sex-liebesleben_id_2189233.html, zuletzt geprüft am 09.03.2022.