Für homosexuelle Männer ist er unverzichtbar, aber auch in den Betten vieler heterosexueller Paare darf er nicht fehlen oder gehört zumindest zu den aufregendsten Fantasien: Analsex ist eine der intimsten und beliebtesten Sexualpraktiken. Dennoch wird Analsex von vielen Menschen, die diese Erfahrung noch nie gemacht haben, nach wie vor mit Eigenschaften wie „schmutzig“ oder „schmerzhaft“ in Verbindung gebracht. Der folgende Beitrag soll deshalb mit einigen Vorteilen rund um Analsex aufräumen und vor allem Anfängern den ersten Schritt erleichtern.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Analsex
Im Unterschied zum klassischen vaginalen Geschlechtsverkehr wird beim Analsex der erigierte Penis in den Anus des Partners eingeführt. Teilweise werden unter dem Begriff Analverkehr aber auch andere Praktiken, etwa die Penetration des Anus mit Fingern oder Sexspielzeug zusammengefasst. Deshalb können auch Frauen die aktive Rolle beim Analverkehr übernehmen.
Herkunft & Entstehung des Begriffs Analverkehr
Der Begriff Analverkehr leitet sich von dem lateinischen Wort anus ab, mit dem die Rosette, also die Austrittsöffnung des Darmkanals bezeichnet wird.¹ Bei der Geschichte des Analverkehrs denken die meisten Menschen unweigerlich an die griechische Antike, in der Sex zwischen Männern gesellschaftlich akzeptiert war. Nicht umsonst wird der Analverkehr bis heute als griechischer Sex bezeichnet. Aber auch in anderen Kulturen wurde Analsex nicht nur ausgeübt, sondern kulturell zelebriert. So wurden bei Ausgrabungen in Peru getöpferte Skulpturen etwa aus dem Jahr 100 nach Christus gefunden, die Menschen beim Analverkehr darstellen.² War der Analverkehr vor allem in westlichen Kulturen bis vor kurzer Zeit noch gesellschaftlich tabuisiert, spielt Analsex heute auch in öffentlichen Debatten eine immer größere Rolle. Das muss jedoch nicht unbedingt bedeuten, dass Paare früher weniger Analsex hatten als heute. Die steigende gesellschaftliche Akzeptanz und liberale Sexualmoral kann auch dafür gesorgt haben, dass einfach mehr über Analverkehr gesprochen wird.
Für wen ist Analsex geeignet?
Einer der größten Vorteile des analen Geschlechtsverkehrs besteht darin, dass er die Grenzen und Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern sprengt. Während der klassische vaginale Geschlechtsverkehr aus anatomischen Gründen heterosexuellen Paaren und lesbischen Frauen vorbehalten bleibt, können Männer, Frauen, Transfrauen und Transmänner jeder sexueller Orientierung Analsex genießen und dabei sogar zwischen aktiver und passiver Rolle wechseln. Die Zeiten, in denen analer Sex ausschließlich mit schwulen Männern in Verbindung gebracht wurde, sind jedenfalls vorbei. Auch Heteropaare, die etwas Abwechslung in ihr Liebesleben bringen wollen, sollten zumindest einmal mit dieser Spielart experimentieren.
Wie wird Analverkehr ausgeübt?
Bei der klassischen Form des Analsex wird der Anus des passiven Partners von dem erigierten Penis des aktiven Partners penetriert. Da der Anus durch den Schließmuskel sehr eng gehalten wird, muss für die Penetration ein höherer Widerstand überwunden werden als bei dem Eindringen in eine Vagina. Ähnlich wie beim vaginalen Geschlechtsverkehr erfolgt die Stimulation durch rhythmische Stöße und die Reibung, die aufgrund der Enge deutlich stärker ausfällt als in der weiblichen Scheide. Daraus ergeben sich zwar einige Verletzungsrisiken, die mit der richtigen Vorsicht und Vorbereitung jedoch minimiert werden können. Durch die Stimulation der Eichel kann der aktive Partner einen Orgasmus erreichen. Aber auch der passive Partner kann zum Orgasmus kommen, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Bei Männern stimuliert der eindringende Penis die Prostata, die sich etwa 5 Zentimeter innerhalb des Anus befindet, was einen Orgasmus auslösen kann. Auch viele Frauen berichten von einem Analorgasmus, den sie beim Analsex erreichen können. Das liegt daran, dass der Anus zwar kein primäres Geschlechtsorgan ist, die Region um den Anus herum gehört jedoch zu den erogenen Zonen. Zudem kann die Klitoris während des Verkehrs etwa mit der Hand stimuliert werden.
Ausübung von Analsex: Was ist zu beachten?
Damit beide Partner den Analsex genießen können, sollten sich vor allem Anfänger Zeit lassen und Wert auf die richtige Vorbereitung legen.
Sauberkeit und Hygiene
Wer noch keinen analen Sex hatte, stößt sich häufig an dem Gedanken an den Kot, der sich im Anus befindet. Das ist jedoch unbegründet. Denn der Kot gelangt erst kurz vor dem Stuhlgang in den Enddarm, der beim analen Sex penetriert wird. Davor befindet er sich in dem fast acht Meter langen Darm und sollte beim Sex keine Rolle spielen.³ Da sich im Anus aber dennoch jede Menge Bakterien befinden, sollte der Anus vor dem Verkehr gereinigt werden. Dafür gibt es spezielle Analduschen, aber auch eine gründliche normale Dusche sollte in den meisten Fällen ausreichen.
Das richtige Vorspiel für den Analsex
Insbesondere vor dem ersten Mal Analsex ist die Sorge vor Schmerzen groß. Tatsächlich kann es unangenehm und schmerzhaft sein, wenn der Anus penetriert wird, während der Schließmuskel nicht entspannt ist und möglicherweise verkrampft. Es empfiehlt sich deshalb, die Entspannung des Schließmuskels in das Vorspiel einzubauen. Durch sanfte, kreisende Fingerbewegungen um den Anus entspannt sich der Schließmuskel und öffnet sich leicht. Nun kann man erst mit einem Finger oder geeignetem Sexspielzeug eindringen, um den Anus vorzudehnen, bevor die eigentliche Penetration erfolgt. Grundsätzlich gilt, dass analer Sex vor allem am Anfang ein deutlich längeres Vorspiel und mehr Behutsamkeit erfordert als Vaginalverkehr.
Unbedingt Gleitmittel verwenden
Während die weibliche Scheide mit dem Zervixschleim ihr eigenes, natürliches Gleitmittel herstellt, ist der Anus grundsätzlich trocken und rau. Das kann bei der Penetration zu Schmerzen und Verletzungen führen. Deshalb sollte auf jeden Fall ein Gleitgel verwendet werden, was auch die späteren rhythmischen Stöße beim Analsex erleichtert.
Stellungen beim Analsex
Analer Geschlechtsverkehr kann in vielen Sexstellungen genossen werden, die auch beim klassischen Sex eine Rolle spielen. Einige Stellungen sind jedoch für den Analsex besonders gut geeignet.
- Der „Doggy Style“ dürfte zu den beliebtesten Stellungen beim analen Sex gehören. Dabei kniet der passive Partner auf allen Vieren vor dem aktiven Partner und streckt ihm den Anus entgegen. Der große Vorteil dieser Stellung liegt darin, dass sich die Pobacken des passiven Partners leicht öffnen und das Eindringen dadurch erleichtert wird.
- Auch in der „Reiterstellung“ kann Analverkehr praktiziert werden. Anders als bei vielen anderen Stellungen übernimmt der „passive“ Partner hier die aktive Rolle und kann das Tempo bestimmen.
- Dass die „Missionarsstellung“ zu Recht als eine der vielseitigsten Stellungen gilt, zeigt sich auch daran, dass sie selbst mit Analsex kompatibel ist. Allerdings sollte die Hüfte des passiven Partners hier leicht erhöht werden, etwa mit einem Kissen oder indem der passive Partner die Beine stark anzieht.
Passendes Sexspielzeug für den Analsex
Die speziell für den Anus bestimmten Sexspielzeuge unterscheiden sich vor allem in ihrer Funktion und der Zielgruppe: Prostatastimulatoren penetrieren zum Beispiel den Anus und sollen die Prostata durch Reibung oder Vibration stimulieren, sind also vor allem für Männer geeignet. Umgekehrt richten sich Analdildos mit Klitorisstimulator an Frauen. Neben den klassischen Dildos und Vibratoren, die einen Orgasmus auslösen oder vorbereiten sollen, können auch Analplugs den Analverkehr bereichern, indem sie den Anus dehnen und so auf die Penetration vorbereiten. Gleiches gilt für Anusstimulatoren, die leicht ins Vorspiel eingebaut werden können und durch sanfte Stimulation des Schließmuskels zu dessen Öffnung beitragen. Diese verschiedenen Spielzeugarten können auch gut miteinander kombiniert werden.
Mögliche Komplikationen von Analverkehr
Es ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube, dass beim Analverkehr auf ein Kondom verzichtet werden könne. Zwar ist das Schwangerschaftsrisiko beim Analsex sehr gering, allerdings kann das Eindringen des Penis in den engen Anus zu winzigen Verletzungen der Haut führen, über die Geschlechtskrankheiten und das HIV Virus übertragen werden können. Insbesondere bei wechselnden Geschlechtspartnern ist Safer Sex deshalb unverzichtbar. Das Risiko schwerer Verletzungen und lange anhaltender Schmerzen beim Analsex ist bei der richtigen Ausführung dagegen sehr gering und kann mit dem richtigen Gleitmittel und einem ausgiebigen Vorspiel weiter minimiert werden.
Quellen:
¹ Wikipedia. Die freie Enzyklopädie (Bearbeitungsstand 21. Dezember 2021, 14:56 Uhr): Anus. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Anus, zuletzt geprüft am 18.03.2022
² GQ (2015): A history of anal sex. Online verfügbar unter: https://www.gq-magazine.co.uk/article/a-history-of-anal-sex, zuletzt geprüft am 18.03.2022
³ Wunderweib (2020): Anal Prep: 5 Tipps zur Vorbereitung auf Analsex. Online verfügbar unter: https://www.wunderweib.de/anal-prep-5-tipps-zur-vorbereitung-auf-analsex-106341.html, zuletzt geprüft am 18.03.2022