Obwohl der Begriff ‚Sounding‘ anfänglich unschuldig klingen mag und möglicherweise spontane Assoziationen zu Musik oder Klang weckt, beschreibt er tatsächlich eine Sexpraktik aus dem BDSM-Bereich, die zu den extravaganten Kinks zählt. Im Folgenden Artikel wird erläutert, wie diese Praktik ausgeführt wird, welche Stimulationen sie im Körper bewirkt, welche Risiken sie birgt und weitere relevante Informationen dazu werden dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Sounding
Bei diesem Kink geht es darum, die Harnröhre auszudehnen. Üblicherweise geschieht dies durch das Einführen eines schmalen Gegenstands. Das Weiten der Harnröhre hat eine starke stimulierende Wirkung auf den Ausübenden. Sounding wird zum größten Teil von Männern praktiziert. Der Sex-Trend hat seinen Ursprung in der Medizin. Wenn die Harnröhre zu eng oder zu klein ist, entstehen Probleme beim Wasserlassen. In einigen Fällen kann das Sperma nicht mehr austreten. Besonders riskant ist es, wenn sich Urin zurück in der Blase staut. Das kann langfristig die Nieren schädigen und Harnwegsinfektionen verursachen.
Um dies zu verhindern, nutzen Urologen medizinische Gerätschaften, um die Harnröhre zu dehnen. Diese Methode entdeckten einige für sich als Sexpraktik, da sie äußerst stimulierend wirkt. Andere Bezeichnungen für Sounding sind „Urethral Play“ oder „Urethral Stimulation“. Auch bekannt ist die Praktik bei einigen als „Cockstuffing“, was zu Deutsch „Penisfüllung“ bedeutet.
Sounding: Wie es funktioniert und sein biologischer Hintergrund
Sounding kann sowohl mit als auch ohne Hilfsmittel praktiziert werden. Bei Frauen steht dabei die Stimulation des U-Punkts im Vordergrund, benannt nach dem Bereich rund um den Eingang der Harnröhre, zwischen Klitoris und Vagina. Diese Region ist mit vielen Nerven ausgestattet und eine Stimulation erhöht die Erregung deutlich. Der U-Punkt kann mit den Fingern, der Zunge, einer Penisspitze oder einem Vibrator stimuliert werden. Aufgrund der Sensibilität dieses Bereichs wird die Verwendung von Gleitgel empfohlen, um die Berührung angenehm und lustvoll zu gestalten.
Im Gegensatz dazu besitzen Männer keinen U-Punkt, jedoch kann beim Sounding nicht nur die Außenseite des Penis, sondern auch das Innere stimuliert werden. Dies kann durch Dehnung der Harnröhre oder gezielte Vibrationen erfolgen. Zur Dehnung der Harnröhre kann Gleitgel oder ein Dilator verwendet werden. Ein tieferes Einführen des Dilators beim Sounding kann auch die Prostata stimulieren, was ähnliche Effekte wie die Stimulation des G-Punkts bei Frauen haben kann. Alternativ können Vibratoren speziell für die Harnröhre eingesetzt werden, um diese zu stimulieren.
Rolle und Praktiken im BDSM
Während Sounding häufig Bestandteil des Vorspiels ist, wird es in der BDSM-Szene als Machtspiel zwischen Dom und Sub praktiziert. Hier steht neben der körperlichen auch die mentale Stimulation im Vordergrund. Sounding ist ein Mindgame, das ein faszinierendes Machtgefälle inkludiert. Für den Sub ist es das überwältigende Gefühl des Ausgeliefertseins. Den Lustgewinn bezieht die Person durch Erniedrigung und Entblößung. Der Dom genießt die vollkommene Kontrolle über den Sub und seinen empfindlichsten Stellen. Beim Sounding kann die Blase gereizt werden. Daraus resultieren freiwillige und unfreiwillige Natursektspiele.
Hilfsmittel und Spielzeuge für die Praxis
Sounding kann grundsätzlich ohne Hilfsmittel praktiziert werden, jedoch ist die Verwendung von Hilfsmitteln und Sextoys wesentlich effektiver und steigert das Lusterlebnis erheblich. Im Folgenden sind einige Utensilien aufgeführt, die beim Sounding häufig und bevorzugt verwendet werden.
Dilatoren
Dilatoren nach Haegar: Hierbei handelt es sich um gleichmäßig dicke Stifte, die sich ideal für einen längeren Einsatz eignen. Das Ausdehnen der Harnröhre fühlt sich bei diesen Dilatoren intensiv und heftig an.
Dilatoren nach Bakes sind dünne Stäbe mit einer tropfenförmigen Verdickung am Ende. Aufgrund ihrer Flexibilität lassen sich diese Dilatoren leichter ein- und ausführen. Sie kommen häufig zur Anwendung, wenn eine aktive Stimulation der Harnröhre gewünscht ist.
Penisplugs
Beim Sounding kommen häufig Spermastopper zum Einsatz, die prinzipiell den Dilatoren ähneln. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass viele Dilatoren ein kleines Loch für die Ejakulation haben, während ein Spermastopper dieses Loch nicht besitzt. Dadurch wird die Ejakulation verhindert, und es entsteht ein intensiver Druck, der von vielen als qualvolles Vergnügen empfunden wird. Spermastopper sind auch unter dem Namen Silator bekannt.
Das Prinzenzepter oder Harnröhrendiabolo ist speziell konzipierter Piercingschmuck für den Penis, meist in Form eines Stifts oder einer Röhre. Es wird in die Harnröhre eingeführt und dort mit einem Piercing fixiert. Das Utensil muss individuell auf die Penisgröße abgestimmt sein und steigert die sexuelle Lust sowie die Stimulation der Harnröhre.
Der Katheter
Diese Methode lässt sich dem Klinikbereich zuordnen und stellt für erfahrende Spieler beim Sounding eine Herausforderung dar. Der Schlauch des Katheters fungiert als Dilator. Mit ihm kann unter Zwang Urin entnommen oder die Blase durchgespült werden. Diese Spielart ist häufig Bestandteil der Machtspiele zwischen Dom und Sub. Der Sub ist völlig ausgeliefert, während der Dom die Kontrolle über das Urinieren genießt.
Vibrationen als Bonus
Dilatoren und Plugs sind auch in Varianten mit Elektrostimulation oder Vibration erhältlich. Diese Toys können an elektrische Geräte angeschlossen oder aufgepumpt werden. Eine weitere Option ist der sogenannte Harnröhren-Vibrator. Diese Hilfsmittel sind eher für erfahrene Spieler geeignet.
Risiken beim Sounding
Die Harnröhre ist verletzlich und anfällig für Infektion. Deswegen ist Sounding keine Praktik für Anfänger. Zu den bekanntesten Risiken zählen:
- Infektionen durch Keime oder Bakterien aufgrund verschmutzter Hände oder Hilfsmittel
- Einreißen des Gewebes durch zu schnelles Dehnen
- Verletzungen aufgrund spitzer und kantiger Hilfsmittel
- Frauen haben eine kurze Harnröhre, deswegen kann es bei ihnen schneller zu Blaseninfektionen kommen
- Lose Objekte können in die Harnröhre rutschen und müssen operativ entfern werden
Hygiene ist beim Sounding sehr wichtig. Sowohl Hände als auch Hilfsmittel sollten steril sein. Es dürfen lediglich Gegenstände eingeführt werden, die sich abkochen und desinfizieren lassen.
Zusätzliche Tipps
Neben den genannten Hygienetipps sollten Unerfahrene sich langsam an die Praktik herantasten. Es empfiehlt sich, zunächst ein grundlegendes anatomisches Verständnis zu erlangen und sich über gängige Techniken zu informieren. Dies kann selbstständig erfolgen oder mit Unterstützung eines Mentors. Alternativ stehen Anfängern auch Workshops zum Thema Sounding zur Verfügung.
Wenn Sounding Teil eines Machtspiels im BDSM ist, ist es wichtig, vorher ein Gespräch über Konsens und Regeln zu führen. Das bedeutet, dass sämtliche Handlungen während der Session im Vorfeld die Zustimmung aller Beteiligten erfordern. Diese Zustimmung kann jederzeit widerrufen werden, oft mithilfe eines Safewords. Es ist zudem nicht gestattet, zuvor festgelegte Grenzen zu überschreiten. Bei unerwartet schweren Verletzungen sollte umgehend ein Notarzt hinzugezogen werden. Nach einer Session findet üblicherweise das sogenannte Aftercare statt, was das psychische und emotionale Auffangen nach dem Sounding beinhaltet.