Queer

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Queer-Definition

Der queer Begriff hat sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert. Was zu Beginn noch als Schimpfwort zum Einsatz kam, brachte bald eine ganze Bewegung der Akzeptanz mit sich. Die queer Bewegung ist vielen aufgrund der eindrucksvollen Regenbogenparaden ein Begriff, in denen Menschen für die Gleichheit und die freie Entscheidung für das Ausleben der sexuellen Orientierung einstehen. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Wofür steht queer ein? Was ist die Geschichte dieses Begriffs? Und welche Abgrenzungen lassen sich aufzeigen? Diese und ähnliche Fragen hat der nachfolgende Artikel im Blick.

Definition Queer

Queer kann als Sammelbegriff definiert werden, der Personen umfasst, deren sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität nicht jenen der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Die zweigeschlechtliche Orientierung der Gesellschaft wird hiermit in Frage gestellt. Grundsätzlich wird alles, was mit Menschen oder Dingen der Queerbewegung in Verbindung steht, als queer bezeichnet.
Der Terminus wurde dem Englischen entnommen und für Dinge und Sachverhalte eingesetzt, die nicht der Norm entsprachen.

Übersetzt bedeutet das Wort „seltsam“, „sonderbar“ oder „eigenartig“. In erster Linie kam der Begriff als abwertende Bezeichnung für Homosexuelle zum Einsatz. Infolgedessen wurden allerdings alle Personen, deren sexuelle Orientierung von der Norm abwich, als queer bezeichnet.¹

Was ist das Besondere an der queer Definition?

Der Begriff queer wird sehr unterschiedlich definiert: Als queer bezeichnen sich Menschen, die sich in Personen verlieben, die sich nicht eindeutig als Mann oder Frau definieren lassen.

Zusätzlich wird dieser Terminus auch dann verwendet, um Personen zu beschreiben, die weder hetero-, homo-, oder transsexuell sind. Es kann demnach auch als Synonym für LGBT gesehen werden. Allerdings bringt der Begriff Vorteile mit sich, da noch mehr Menschen damit umfasst werden.²

Entstehung und Geschichte des Begriffs queer

Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Homophilen-Bewegung einen starken Aufwind. Ursprünglich wurde der Begriff als Schimpfwort gegenüber homosexuellen Männern eingesetzt. Allerdings weitete sich der Einsatz bald aus. Denn auch Menschen, die bei ihrer sexuellen Orientierung nicht der gesellschaftlichen Norm entsprachen, wurden damit tituliert. Der Terminus stand demnach lange für die Bewegung der „Schwulenfeindlichkeit“. Diese wurde durch das Aufkommen von AIDS/HIV begünstigt. Die Erkrankung hatte in der Gesellschaft lange Zeit den Ruf als „Schwulenseuche“, wodurch homosexuelle Menschen stigmatisiert wurden. In dieser Zeit entstand die Queernation, die auf den Umgang der Reagan-Regierung gegenüber AIDS aufmerksam machen wollte.

In den USA kam es nach und nach zu einer positiven Konnotation dieses Begriffs. Ende der 1970er und der 1980er Jahre gelang es der Bewegung, dass der Terminus neu beleuchtet und einer Neubewertung unterzogen wurde. Vor allem die Gay Liberation Front und der lesbische Feminismus brachen das traditionelle Rollenklischee auf, wodurch die Queerbewegung ihren Aufwind erleben konnte.

Für diese Szene wurde auch der Christopher Street Day prägend. Hierbei handelt es sich um einen internationalen Feiertag für lesbische, schwule und intersexuelle Menschen. Der CSD erinnert an den 28.Juni, als Polizeibeamte bei einer Razzia in einer Schwulenbar tagelange Straßenschlachten hervorriefen. An diesem Tag begann eine neue Ära. Denn zum ersten Mal leisteten Menschen, die ihre Sexualität nicht nach den Normen der Gesellschaft leben wollten, Widerstand gegen Polizeigewalt und Diskriminierung. Die Queerbewegung ist demnach nicht nur als Emanzipationsbewegung zu sehen, sondern als Antwort auf Diskriminierung.

Heute hat der Queerbegriff eine weit umfassendere Bedeutung. Er wird nicht mehr nur als Schritt gegen den Schwulenhass gesehen. In erster Linie geht es um einen Sammelbegriff, der alle Menschen umfassen soll, die in der Gesellschaft als Außenseiter gesehen werden. Rigide Lebensweisen und Herrschaftsverhältnisse sollen damit aufgebrochen werden. Die Queerbewegung zog in die Politik und den akademischen Bereich ein.³

Identitätsverständnis von queer

Identitäten werden bei der Queerbewegung nicht scharf abgegrenzt. Die Identitätsbedeutung verschiebt sich immer wieder aufs Neue. Queer möchte deutlich machen, dass Identitäten erst durch Machtverhältnisse hervorgebracht werden. Identität wird bei queer als veränderlich und nicht rigide gesehen. Ausschlüsse und die Homogenisierung werden kritisiert, wobei vermehrt auf die Veränderbarkeit der Identität hingewiesen wird.

Es gibt unterschiedliche Queere Identitäten:²

  • Androgyn: Personen wollen sich durch ihr Aussehen nicht einem Geschlecht zuordnen lassen.
  • Butch: Hierbei handelt es sich um eine lesbische-queer Frau, die männlich wirkt. Diese Frauen sind in der Queerbewegung meist sichtbarer als Femme. Sie werden von anderen Frauen verstärkt wahrgenommen, und müssen in der Bewegung kaum um Aufsehen kämpfen.
  • Femme: Diese lesbischen Frauen wirken sehr weiblich. Auf den ersten Blick wirken sie wie heterosexuelle Frauen.
  • Lipsticklesben: Diese Frauen leben ihre Weiblichkeit in vollen Zügen aus. Der Terminus wird leider oftmals negativ konnotiert.
  • Tomboy: Diese jungen Mädchen haben ein sehr jungenhaftes Aussehen. Oftmals verschwindet diese Neigung nach der Pubertät.

Es gibt unterschiedliche Dimensionen von Geschlecht:

  • Chromosomales Geschlecht
  • Gonadales Geschlecht
  • Genitales Geschlecht
  • Identitätsgeschlecht
  • Soziales Geschlecht
  • Juristisches Geschlecht

Das Identitätsgeschlecht ist jenes, zu dem sich eine Person zugehörig fühlt. Dieses Geschlecht kann aber im Laufe des Lebens wechseln.

Abgrenzung zu anderen Begriffen

Queer kann zu anderen Begriffen abgegrenzt werden:²

  • Heterosexuell: Eine Person des jeweils anderen Geschlechts wird geliebt. Dies stellt bisher die häufigste sexuelle Orientierung in der Gesellschaft dar.
  • Homosexuell: Eine Person des gleichen Geschlechts wird geliebt. Männer werden als schwul, Frauen als lesbisch bezeichnet.
  • Bisexuell: Die sexuelle Orientierung liegt auf beiden Geschlechtern.
  • Pansexuell: Das Geschlecht der anderen Person spielt keine Rolle. Menschen verlieben sich in die Person und nicht in deren Geschlecht. Pansexuelle Menschen gehen davon aus, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Weiblich, männlich, cis, trans* und inter ist möglich.
  • Asexuell: Das Geschlecht des anderen ist nicht wichtig, da es bei diesen Menschen nicht primär um den Geschlechtsverkehr geht. Körperliche Nähe spielt eine wichtige Rolle.

Queer und Transgeschlechtlichkeit

Transgeschlechtliche Menschen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das sie von Natur aus haben. Das Geschlecht wird nach der Geburt aufgrund der äußeren Geschlechtsmerkmale zugordnet. Trans*-Menschen merken sehr bald, dass sie mit diesem Geschlecht nicht konform sind. Oftmals können sie sich weder Mann noch Frau zuordnen. Transgeschlechtliche Menschen sind sehr heterogen. Sie können hetero- oder homosexuell, können aber auch queer sein. Manche passen das Gefühl ihres Geschlechts mit Kleidung und Styling an. Andere wiederum unterziehen sich chirurgischen Eingriffen.
In der Öffentlichkeit ist für die Vielfalt von trans* häufig kein Platz.

Queer- und Transsexuellengesetz

Das Gesetz ist mehr als 40 Jahre alt und entspricht schon längst nicht mehr dem Zeitgeist. In Deutschland möchten die FDP, die Grünen und die SPD das Gesetz ändern. Es soll in erster Linie „Selbstbestimmungsgesetz“ genannt werden. Die rechtliche Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrages soll zukünftig am Standesamt möglich sein. Bisher gibt es noch keinen Gesetzesentwurf, lediglich gute Ideen. Das Selbstbestimmungsgesetz ist schon seit langem überfällig, und wird von der queer Bewegung immer wieder forciert.

Bisher forderte das TSG aus dem Jahr 1980 folgende Punkte, damit das Geschlecht geändert werden kann:

  1. Ein Gutachten von zwei Sachverständigen.
  2. Transsexuelle Menschen durften nicht verheiratet sein, oder mussten sich vor der Änderung scheiden lassen.
  3. Sie mussten nachweisen, dass sie fortpflanzungsunfähig sind, oder mussten sich sterilisieren lassen.
  4. Operationen an den äußeren Geschlechtsorganen mussten vorgenommen werden.

Mit diesen Vorgaben wird gegen die Selbstbestimmung der Menschen verstoßen.

Was ist die Regenbogenkompetenz?

Hierbei wird die Kompetenz einer Fachperson bezeichnet, die offen und diskriminierungsfrei mit der Thematik der geschlechtlichen und sexuellen Identität umgehen kann. Handlungssicherheit wird vermittelt. Die Regenbogenkompetenz umfasst vier grundlegende Säulen:

  • Sozialkompeten
  • Sachkompetenz
  • Selbstkompetenz
  • Methodenkompetenz

Wortgebrauch von queer

Queer wurde lange negativ konnotiert. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für alle Menschen, die weder hetero- und/oder cis sind.
Zusätzlich zog der queer Begriff in weite Felder der Gesellschaft ein.

Medien: Filme und Serien greifen diese Thematik auf. Zeitungen und Zeitschriften haben das Thema im Fokus. Filmpreise werden vergeben.
Politik: Arbeitsgruppen werden gebildet. Die Queeramnesty wurde gegründet. Verbände für Queer Flüchtlingen wurden gegründet.
Universitäten und Hochschulen: "Gender und Queer Studies" wurde als Masterstudium etabliert. An zahlreichen Universitäten gibt es bereits Queer-Referate, an die sich Studierende wenden können.

Politische Bedeutung von queer

In den USA hatte queer vor allem einen Einfluss auf den politischen Aktivismus und Denkrichtungen. Heteronormative Normen sollten weitgehend aufgeweicht werden. Grundsätzlich lässt sich queer in unterschiedliche Denkrichtungen verorten:³

  • Poststrukturalismus
  • Diskursanalyse
  • Gender-Theorien
  • Postmodernismus
  • Unterdrückungs- und Machtverhältnisse

Queer Communities

Es handelt sich um Lokale, Einrichtungen, Beratungsstellen und Personen, die im Namen von queer tätig sind. In beinahe jeder größeren Stadt sind diese Communities bereits zu finden. Neben Clubs und Bars umfassen die Communities auch Freizeit- und Selbsthilfegruppen. In diesen Einrichtungen und Lokalen müssen sich queer Menschen nicht erklären, sie können sich Hilfe suchen, und sind unter sich. In den meisten Fällen treffen sie auf Mitarbeiter mit Regenbogenkompetenzen. Die Geschlechtsgrenzen werden in diesen Communities außer Frage gestellt. Es dreht sich lediglich um den Menschen, und nicht um sein Geschlecht.¹⁰

Young and queer: für junge Menschen
Volt Europa: setzen sich für die Rechte von queer Menschen ein
LSVD: Lesben- und Schwulenverband Deutschland

Quellennachweise:

¹ diversity-arts-culture.berlin: QUEER. Online verfügbar: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/queer, zuletzt geprüft am 23.06.2022

² rainbowfeelings.de: Sexuelle Orientierung. Online verfügbar: https://rainbowfeelings.de/sexuelle-orientierung/, zuletzt geprüft am 23.06.2022

³ das-buendnis.at: Queer – vom Schimpfwort zur kämpferischen Selbstbezeichnung. Online verfügbar: https://www.das-buendnis.at/magazin/queer-vom-schimpfwort-zur-kampferischen-selbstbezeichnung, zuletzt geprüft am 23.06.2022

⁴ aau.at: Queer Theory: identitäts- und machtkritische Perspektiven auf Sexualität und Geschlecht. Online verfügbar: https://www.aau.at/wp-content/uploads/2021/04/QueerTheory_Handbuch.pdf, zuletzt geprüft am 14.06.2022

⁵ wien.gv.at: Geschlechtsidentität und Geschlecht. Online verfügbar: https://www.wien.gv.at/menschen/queer/transgender/geschlechtsidentitaet.html, zuletzt geprüft am 23.06.2022

⁶ regenbogenportal.de: Trans – was? Online verfügbar: https://www.regenbogenportal.de/informationen/trans-was, zuletzt geprüft am 23.06.2022

⁷ lsvd.de: DAS SELBSTBESTIMMUNGSGESETZ. Online verfügbar: https://www.lsvd.de/de/ct/6417-Selbstbestimmungsgesetz, zuletzt geprüft am 23.06.2022

⁸ regenbogenkompetenz.de: Regenbogenkompetenz. Online verfügbar: https://www.regenbogenkompetenz.de/, zuletzt geprüft am 23.06.2022

⁹ tagesspiegel.de: DAS QUEER LEXIKON. Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/was-bedeutet-eigentlich-das-queer-lexikon/11827704.html, zuletzt geprüft am 23.06.2022

¹⁰ wien.gv.at: Community: Szene und Bewegung. Online verfügbar: https://www.wien.gv.at/menschen/queer/sexuelle-orientierung/community.html, zuletzt geprüft am 23.06.2022