Masochismus

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Masochismus-Definition

Bei Masochismus kann es sich um einen harmlosen sexuellen Trieb handeln, bei dem die Partner spielerisch miteinander umgehen, sich zum Beispiel im Bett fesseln oder leicht mit Tüchern oder anderen leichten Dingen schlagen. Allerdings gibt es auch weitreichende Störungen, bei denen ein Mensch ohne die Demütigungen und Gewalt, bis hin zu Verletzungen gar nicht mehr leben kann. Diese beiden Formen müssen grundlegend unterschieden werden, worauf der nachstehende Artikel eingeht.

Definition: Masochismus

Es gibt zwei Arten von Masochismus, die unterschieden werden müssen. So gibt es den sexuellen Masochismus, bei dem ein Mensch ein sexuelles Vergnügen hat, wenn er geschlagen, gedemütigt, gefesselt und auf andere Weise misshandelt wird. Diese Art ist nicht unbedingt krankhaft und bereitet Vergnügen. Oft suchen sich Masochisten einen Partner, der sadistisch veranlagt ist und ihm daher das bieten kann, was er sich wünscht. Wer keinen Sexualpartner hat, kann die Vorlieben auch in einem Freudenhaus bei einer Domina ausleben oder sich entsprechende Maso-Puppen nach Hause holen.

Gerne wird auch im masochistischen Ausleben von beiden Partnern zu entsprechendem Sexspielzeug gegriffen, dass den Geschlechtsakt nochmals mehr beleben kann. Hierbei handelt es sich um masochistische Spiele im Bett, bei denen die beiden Sexualpartner Spaß und Freude empfinden und nicht unter der Neigung leiden.

Demgegenüber steht aber die sexuelle masochistische Störung, die sich hieraus auch entwickeln kann. Hierbei handelt es sich um sexuellen Masochismus, der die Lebensweise eines Menschen stark beeinträchtigt und ein erhebliches Leid verursachen kann.

Die beiden Formen werden in der Psychologie unterschieden und dürfen nicht verwechselt werden. Denn auch wenn Ersterer ein sexuelles Leben ohne Misshandlungen leben kann, ist es dem Zweiten nicht möglich, ohne Leid und Demütigung sexuell befriedigt zu werden oder die sexuelle Befriedigung sogar nur aus den Misshandlungen und Demütigungen zu ziehen.

So handelt es sich hierbei um eine Persönlichkeitseigenschaft, bei der positive Emotionen aus Leid und Demütigung gezogen werden. Ein stark ausgeprägter Masochismus stellt hingegen eine Persönlichkeitsstörung dar, die sogar lebensgefährlich werden kann. In Verbindung mit Sexualität handelt es sich um eine gestörte Sexualpräferenz, bei der es ebenfalls zwei unterschiedliche Seiten gibt.

Wortherkunft Masochismus

Wer über die Wortherkunft Masochismus nachdenkt, wird schnell merken, dass dieser Begriff älter ist, als man vielleicht denkt. Denn der Begriff leitet sich von dem Namen Sacher-Masoch ab. Hierbei handelt es sich um den österreichischen Schriftsteller Leopold Ritter von Sacher-Masoch. Dieser schrieb den Roman „Venus im Pelz“. Darin geht es um Unterwerfungs- und Schmerzszenen in Beziehungen. Die Schmerzen wurden der Hauptfigur des Romans durch Demütigung und Auspeitschen explizit von einer Frau zugefügt. Das erste Mal wissenschaftlich erwähnt wurde der Begriff dann im Jahr 1886, als sich der österreichisch-deutsche Rechtsmediziner und Psychiater Richard Freiherr von Krafft-Ebing in Untersuchungen und Studien schließlich auf diesen Roman bezog.

Medizinische Einordnung Masochismus

Es stellt sich in der Medizin die Frage, ab wann Masochismus als Störung der Sexualpräferenz betrachtet werden muss. Denn nicht immer leidet ein Masochist unter seinen Vorlieben und genießt den Geschlechtsakt mit ein wenig Spannung.

Um eine massive Störung zu diagnostizieren müssen verschiedene Kriterien vorhanden sein.

In der Regel sind krankhafte Masochisten im Alltag sehr unauffällige Menschen, die häufig auch auf sich selbst mit einem hohen Grad an Perfektionismus reagieren. Die eigenen Erwartungen werden oft nicht erfüllt, es wird um viel Bestätigung von außen gebettelt.

Um eine masochistische sexuelle Störung und eine Störung der Sexualpräferenz feststellen zu können, wurden die Kriterien des „Diagnostic and Statistical Manual of Disorder“ festgelegt:

  • intensive Erregung durch Schlagen, Demütigung, Fesseln oder Misshandlungen
  • ohne Partner auch häufig in Fantasien
  • beim direkten Sexualkontakt
  • kehren mindestens über einen Zeitraum von sechs Monaten immer wieder
  • die Gedanken kreisen nur noch um dieses eine Thema
  • große Belastung hierdurch für den Betroffenen
  • Beeinträchtigung von beruflichem oder sozialem Leben

Wer so extrem unter seiner Form des Masochismus leidet, sollte eine Psychotherapie erhalten, in der nach dem Grund der vorliegenden Störung geforscht und dieser aufgedeckt wird. Denn erst dann kann geholfen werden, die Neigung einzudämmen. Auch Medikamente wie Antidepressiva kommen in einem solchen Fall zum Einsatz, um die Folgen zu mildern.

Allerdings zeigen die Behandlungen bei einer masochistischen sexuellen Störung oft keine große Wirkung, wie aus Studien ersichtlich wird.

Ursachen für Masochismus

Ursachen dafür, warum ein Mensch zum Masochisten wird, sehen die Experten in verschiedenen Dingen. Es sind sowohl lerntheoretische als auch psychodynamische Konzepte zu nennen, eine allgemeine These gibt es hierfür aber nicht.

So wird davon ausgegangen, dass die Ursachen bei den sexuellen Präferenzen zu finden sind und hier eine generelle Störung vorliegt. Auch über unterdrückte sexuelle Wünsche, die zurückgehalten werden und sich hierdurch zu Wünschen nach einem schmerzvollen Erleben entwickeln wird spekuliert.

Andere sprechen bei der psychodynamischen Form davon, dass die Ursachen bereits in der Kindheit zu finden sind. Hierbei handelt es sich um eine Abwehrhaltung gegenüber Gewissenskonflikten und Ängsten, die man zu unterdrücken versucht. Diese Konflikte und Ängste stehen in direktem Zusammenhang mit dem Verfahren des Loslösens von der Mutter und kommen in der Regel bei Männern häufiger vor.

Die lerntheoretische Form des Masochismus hingegen besagt, dass dieser aus einer operanten oder klassischen Konditionierung entsteht.

Auch durch verschiedene unverarbeitete Traumata im späteren Leben kann der Masochismus noch später auftreten. Ein Mensch, der aufgrund eines traumatischen Ereignisses mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen zu kämpfen hat, will sich auf diese Weise oft selbst bestrafen und Buße tun.

Ein weiterer Aspekt ist die Flucht sich neu und anders zu fühlen. So wird der Masochismus oft als Flucht vor sich selbst bezeichnet und diese Flucht als Ursache gesehen. Hierbei kann es sich auch ursächlich um kindliche traumatische Erlebnisse handeln, wie etwa sexueller Missbrauch oder sexuelle Übergriffe.

In der Psychologie wird davon ausgegangen, dass auch die Persönlichkeitsstörung Borderline ein Auslöser für Masochismus sein kann, denn oft reagieren diese Menschen sehr selbstzerstörerisch.

Ausprägungen des Masochismus

Bei den Ausprägungen wurde nach dem Psychoanalytiker und Anthropologen Ernst Bornemann eine Unterteilung in drei Kategorien vorgenommen:

Psychischer oder auch nichtsexueller Masochismus Konjunktions- oder sexueller Masochismus Kompensations- oder perverser Masochismus
Sehnsucht nach Demütigung, Niederlagen und Unterordnung sexuelle Befriedigung durch Demütigung, Unterdrückung und Schmerzen Demütigung und physischer Schmerz ersetzen den Wunsch nach Geschlechtsverkehr
sowohl im geschäftlichen als auch privaten Leben soll vom Sexualpartner herbeigeführt werden sexuelle Wünsche sind hier die Schmerzen wie zum Beispiel beim Auspeitschen
absichtlich herbeigeführte Misserfolge im Beruf auch Selbstverletzungen während des Geschlechtsaktes sind möglich wird nicht als Einleitung zum Geschlechtsverkehr gesehen sondern ersetzt diesen völlig
Lustgefühle werden aus solchen Situationen bezogen handelt sich alles um Teile der sexuellen Handlung als Sonderform wird hier der Automasochismus gesehen, bei dem der Masochist sich selbst verletzt

Quellennachweise:

¹ Ackermann, Susanne (2020): Macht Masochismus fies?. Online verfügbar unter: https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/40396-macht-masochismus-fies.html, zuletzt geprüft am 31.03.2022

² Brown, George R. (2021): Sexuelle masochistische Störung. Online verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de/heim/psychische-gesundheitsst%C3%B6rungen/paraphilien-und-paraphile-st%C3%B6rungen/sexuelle-masochistische-st%C3%B6rung, zuletzt geprüft am 31.03.2022

³ Dorsch, J. M., Felchner, C. (2022): SADISMUS UND MASOCHISMUS. Online verfügbar unter: https://www.mylife.de/sexualitaet/sadismus-und-masochismus/, zuletzt geprüft am 31.03.2022

⁴ DocCheck (2016): Masochismus. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Masochismus, zuletzt geprüft am 31.03.2022